An diesem 3. Februar 2025 ging es im Bezirksrat Neustadt vor allem um den Haushalt. Eines ist sicher: So, wie er jetzt gestrickt ist, will ihn niemand.
Der Haushalt
Uns liegt der Haushalt zur Abstimmung vor mit allen 3.800 Einwendungen, die durch die Bank weg pauschal abgelehnt wurden. Dazu gehören zwei Vorlagen:
Anne Gieland (LINKE) stellt folgenden Ersetzungsantrag:
- Der Stadtbezirksbeirat Neustadt nimmt die Einwendungen zur Kenntnis.
- Der Stadtbezirksbeirat Neustadt lehnt die pauschale Zurückweisung der Einwendungen ab.
- Der Stadtbezirksbeirat Neustadt fordert den Stadtrat auf, die Einwendungen zu prüfen, die Themenkomplexe in der Bedeutsamkeit für die Stadtgesellschaft zu priorisieren und im Zuge etwaiger Änderungsanträge zum Haushalt zu berücksichtigen.
Diese Ersetzung wird bei 3 Enthaltungen (CDU & AfD) angenommen und genauso auch der ersetzte Antrag beschlossen.
Für die zweite Vorlage stellen Sascha Möckel, Tina Siebeneicher und Norbert Rogge (GRÜNE) einen Ersetzungsantrag, der alle Kürzungen im sozialen und kulturellen Bereich in der Neustadt zurücknimmt. Im Wortlaut:
- Das Stadtbezirksbudget soll weiterhin mit 10€ pro Einwohner·in ausgestattet sein, damit wir gerade in Zeiten schwindender Mittel Stadtteilprojekte, Bürger·innen-Engagement und dringend benötigte Investitionen in der Neustadt realisieren können.
- Die geplanten Kürzungen für Angebote der Kinder- und Jugendhilfe (V02960/24) sind ebenfalls zurückzunehmen: In der Neustadt sind davon betroffen der „Offene Kindertreff Känguru“, das AZ Conni und die Angebote der „LOUISE – Haus für Kinder, Jugendliche und Familien“. Die geplanten Kürzungen in der Schulsozialarbeit sind zurückzunehmen. In der Neustadt betroffen sind das Förderzentrum Sprache am Albertpark und die Freie Waldorfschule Dresden.
- Die geplanten Kürzungen für Angebote in den Bereichen Gesundheitshilfe, Soziales, Sucht und Psychiatrie sind zurückzunehmen. Dies betrifft die geplanten Kürzungen bei Medea Müttergesundheit, Hilfe für Menschen ohne Pass, AIDS-Hilfe Dresden e. V., Caritas für Dresden e. V, Familie(n)leben e. V. sowie Diakonisches Werk Stadtmission Dresden e.V. und das im Stadtteil verankerte Projekt „Chancen für Chancenlose“.
- Die Angebote für geschlechtersensible Arbeit, Väter- sowie Mütterarbeit und zur Prävention sexualisierter Gewalt sind zu erhalten. In der Neustadt ist davon „Shukura“ – Fachstelle zur Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, die Fach- und Koordinierungsstelle für die Arbeit mit Mädchen* & jungen Frauen* und die Fachstelle für Jungen- & Männerarbeit Dresden. Außerdem ist die Zukunft der Mütterarbeit, beim Frauen- und Mädchengesundheitszentrum MEDEA e.V. Medea und der Väterarbeit beim Projekt Papada des Männernetzwerk Dresden ungewiss.
- Die geplanten Kürzungen im Angebot der Dresdner Verkehrsbetriebe sind abzuwenden, so dass das derzeitige Angebot erhalten werden kann, auch die Fährverbindung Johannstadt-Neustadt.
- Gemeinsam mit TWD und DVB ist eine langfristige Planung zur Absicherung von Angebot und Investitionen im ÖPNV aufzustellen. Dabei sollen Zukunftsausgaben wie beispielsweise die Erschließung neuer Wohn-, Schul- oder Gewerbestandorte mit enthalten sein und wiederkehrende Diskussionen mit Infragestellung des gegebenen ÖPNV Angebotes verhindert werden.
- Die Vorlage V0203/25 ist im Stadtbezirk gemäß § 71 Abs. 2 SächsGemO vor Beschluss der Haushaltssatzung zur Beratung einzubringen.
- Es sind Mittel für die Umgestaltung der Louisenstraße in den Haushalt einzustellen, damit die Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsverfahrens zeitnah umgesetzt werden können.
- Die geplanten Kürzungen im Bereich Kultur sind zurückzunehmen. In der Neustadt sind betroffen: Das Erich Kästner Museum, der Schaubudensommer, das Kraszewski-Museum, die Villa Wigman für Tanz e.V., das Projekttheater e.V., das Festival OFF Europa, der Projektraum Bischofsweg – Seraphine Detscher, St. Pauli Ruine und das Societätstheater.
- Es sind Mittel einzuplanen, die eine Sanierung der Turnhalle Hechtschule ermöglichen.
- Die geplanten Kürzungen bei den Schulbibliotheken sind zurückzunehmen, denn Bildung und Begegnung sind für den geburtenstarken Stadtbezirk sehr wichtig. In der Neustadt soll laut Haushaltsentwurf der Medienetat der Bibliothek Neustadt um 10 Prozent gekürzt werden, was dazu führen würde, dass 25 Prozent weniger Veranstaltungen stattfinden.
- Die geplanten Kürzungen beim Heinrich Schütz Konservatorium Dresden sind zurückzunehmen, denn das würde die Kündigung von 20 Musiklehrer·innen und 350 Stunden weniger Musikunterricht pro Woche zur Folge haben.
- Wir bitten den Stadtrat die Finanzierung des erfolgreichen Projekts „Die Nachtschlichter·innen“ sicherzustellen, 27.000€ im Jahr 2025 und 190.000€ im Jahr 2026.
Felix Göhler (SPD) moniert erneut, dass der Haushalt in dieser Form nicht beschließbar ist, da er nicht verständlich vorgelegt wird. Es ist in ehrenamtlicher Arbeit nicht machbar, den Haushalt durchzuarbeiten. Er hat nun das Problem, dass er den Änderungen des grünen Antrags zwar gern zustimmt, allerdings die Haushaltssatzung in der Form nur ablehnen kann. Er bittet darum, daraus einen Ersetzungsantrag zu machen, um ein klares Votum aus dem Bezirksrat senden zu können.
Sascha Möckel bringt den Antrag ein und macht noch einmal deutlich, wie patriachal das Vorgehen des Oberbürgermeisters ist: Brücken und Straßenbahnlinien sind die Zukunft, Kinder und Jugendliche sind es nicht. Er übernimmt Felix‘ Vorschlag, daraus einen Ersetzungsantrag zu machen.
Lotte Brock (PARTEI) formuliert einen Änderungsantrag zum Antrag der Grünen: Es soll ein Punkt 0 eingefügt werden, der Dirk Hilbert als politisch und fachlich inkompetent bezeichnet.
Der Ersetzungsantrag der Grünen wird mit 14 Ja-Stimmen angenommen. Dagegen stimmen CDU, AfD und Team Zastrow.
Der Antrag von Lotte wird mit 2 Ja, 11 Nein und 5 Enthaltungen abgelehnt, meist wegen der gewählten Formulierung.
Umgestaltung Louisenstraße
Das Amt für Stadtplanung und Mobilität und das Kinder- und Jugendbüro stellten uns den aktuellen Planungsstand und die Ergebnisse aus der Planungswerkstatt vom letzten September vor. Dem folgt die vertiefende Planung mit konkreten Themen und Vorhaben unter Einbeziehung lokaler Vereine und Initiativen, Anliegenden und dem Bezirksrat.
Begrünung und Vekehrsberuhigung sind die maßgeblichen Themen. Hinzu kommt der Wunsch, Kombiflächen zu haben, die mehrere Funktionen haben.
Das Kinder- und Jugendbüro zeigt ein Video eines erstellten Modells des Straßenraumes, aus dem sehr deutlich hervorgeht, dass Autoverkehr nicht erwünscht ist. Die Straße ist durchgängig mit Grünflächen versehen, Raum für Spielgeräte, Sitzgelegenheiten, Gastroaußenflächen, Fahrradständern, Barfußpfade, Kneipp-Strecken, Nestschaukeln und Kletterbäume mit Baumhäusern. Das Kinder- und Jugendbüro hofft, dass diese Anregung mit gleicher Gewichtung in die Planung einfließen.
Kultur auf dem scheune Vorplatz
Vorplatzverantwortlicher Ole Hornuff stellt den Förderantrag vor. Die ursprüngliche Idee der Bespielung des Platzes war, kriminalpräventiv zu arbeiten. Inzwischen haben sich eine Vielzahl an Partizipationsmöglichkeiten ergeben, die zu einer positiven Wahrnehmung des Platzes beitragen.
So wurden letztes Jahr über 60 Veranstaltungen durchgeführt, darunter Bands, Kopfhörerdisko, Tischtrennisturniere und Tangotanzen. Schwerpunkt sind positive Vibes, auch mit den Anwohnenden zusammen. Die Angebote sind kostenlos.
Torsten Abel (Grüne) fragt nach, ab wann die Scheune wieder den Kulturbetrieb aufnimmt und ob der Scheunevorplatz dann weiter bespielt wird. Ole antwortet, dass optimistisch ab Herbst 2026 die ersten Veranstaltungen anlaufen werden. Der Vorplatz wurde ja bereits vor dem Bau der Scheune aus Präventionsgründen bespielt, insofern ist eine weitere Bespielung vorgesehen.
Veit Joneleit (DissDD) fragt, nach welchen Kritierien Bands ausgewählt werden. Es gibt keine harten Vorgaben, es wird darauf geachtet, dass nicht drei Punkbands nacheinander spielen. Zusätzlich sind „positivere Vibes“ wie Reggae besser geeignet. Einzelkünstler·innen sind aufgrund der Umgebungslautstärke eher ungeeignet.
Beantragt sind 11.325 EUR, die einstimmig beschlossen werden.
Klubkultursommer
Das KlubNetzDresden stellt seinen Förderantrag zum Klubkultur Sommer 2025. Von Mai bis September sollen freitags und samstags niedrigschwellige Klubveranstaltungen durchgeführt werden, um die Menschen von den öffentlichen Räumen am Assieck, Martin-Luther-Platz oder der Grünen Ecke abzuziehen.
Es werden die beantragten 40.000 EUR bei einer Gegenstimme (AfD) bewilligt.
Zirkustheater-Festival
Das Festival findet dieses Jahr vom 13. bis 28. Juni 2025 zum vierten Mal unter dem Motto „Brücken“ statt; das Thema stand bereits vor dem Einsturz der Carolabrücke. Letztes Jahr fand es im Alaunpark statt, für dieses Jahr findet es am Königsufer statt.
Beantragt werden 12.000 EUR bei Gesamtkosten von 67.530 EUR.
Allerdings gibt es ein formales Problem, da parallel 2.500 EUR bei der Stiftung Äußere Neustadt beantragt wurden, die allerdings weder bei der Stiftung noch beim Stadtbezirksamt angezeigt wurden. Dabei würde eine verbotene Doppelförderung entstehen. Amtsleiter Barth schlägt vor, die beantragte Fördersumme um 2.500 EUR zu reduzieren, was insgesamt weniger Förderung bedeuten würde; zumal der Förderentscheid der Stiftung noch aussteht. Ich schlage daher vor, den Antrag um einen Monat zu vertagen, um die Förderanträge abzugleichen, eine Doppelförderung auszuschließen und somit bis zu 14.500 EUR Förderung zu erhalten.
Der Vertagung stimmen 12 Bezirksrät·innen bei je 3 Nein-Stimmen und Enthaltungen zu.
Sonstiges
- Die Neustadt-Grünen fordern den Oberbürgermeister auf, eine öffentlichen Toilette am Elbufer neustadtseits zwischen Albertbrücke und Johannstädter Fähre zu errichten. Diese soll barrierefrei sein. Der Vorschlag wird vom Bezirksrat einstimmig bestätigt.
Bis zum nächsten Bericht,

Stadtbezirksbeirat